Die Befestigung

 

Das Innere eines Baums ist tot. Lebende Zellen hat er nur in der Schicht unmittelbar unterhalb der Borke, dem sogenannten Kambium. Im Kambium transportiert der Baum Wasser und Nährstoffe. Lege ich ein Drahtseil um einen Baum, um ein Haus daran aufzuhängen, so kann dieses den Baum würgen. Dies geschieht nicht unmittelbar, denn selten ist eine Drahtschlinge in der Lage, das lebendige Kambium zu durchtrennen. Doch im Winter stirbt das Kambium ab. Es entsteht ein Jahresring, und im nächsten Frühjahr wächst ein neues heran – so es denn Platz hat. Hat es diesen nicht, kann der Baum an dieser Stelle weniger Wasser und Nährstoffe transportieren, und über die Jahre stirbt alles, was dahinter liegt, ab. Schneidet das Drahtseil nur auf einer Seite in den Stamm, so stirbt unter Umständen nur diese Seite des Baums ab, denn die Gefäße, in denen die Nährstoffe von der Wurzel zur Knospe wandern, sind recht geradlinig und Kommunikation mit anderen Seiten ist so selten wie bei der AfD.

 

Dementsprechend verwenden wir spezielle Bolzen, die das Kambium nur punktuell verletzen und auf diese Weise minimalen Schaden anrichten. Wichtig ist allerdings, alle Bohrer und Bolzen gut mit Alkohol zu desinfizieren, da sie ansonsten Fäulnisbakterien ins Herz des Baums tragen können.

 

Leider schwanken Bäume im Wind nicht immer ganz synchron. Wer an seinem Baumhaus auch morgen noch Spaß haben möchte, muss den involvierten Bäumen dementsprechend nicht nur Raum für Wachstum, sondern auch für Bewegung zugestehen. Dafür gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten. Man kann die Träger durch eine Art Schiene gesichert lose auf die Befestigungsbolzen legen oder sie mit Drahtseilen an dieselben hängen. Vorteil der zweiten Variante ist eine größere Flexibilität, doch auf der Kehrseite muss das Haus durch Diagonalverstagung vom freiem Schwingen abgehalten werden.

 

Die Tragkraft der speziellen Bolzen, vermittels derer wir fast alles, was wir bauen, an den Bäumen befestigen, testeten wir am BoughHouse. Zunächst bauten wir das Deck, auf dem später das Haus stehen sollte, und befestigten es mit nur jeweils einem Bolzen an zwei Bäumen. Dann stellten wir vier jeweils 1000l fassende Behälter darauf und füllten diese mit Wasser, luden also 4 Tonnen auf die Plattform. Und Forschung lohnt sich, mussten wir feststellen, denn tatsächlich hielt nur der Bolzen in der Roteiche, während der in der Hemlocktanne leicht nachgab. Allerdings hatten wir nie geplant das Baumhaus schlussendlich an nur zwei Bolzen zu hängen. Das war lediglich zu Testzwecken gedacht. Ohnehin verstärken wir jeden Bolzen mit einem zweiten, der vorne am Hebelende des ersten ansetzt und vermittels einer Spannschraube mit demselben verbunden ist. In diesem speziellen Fall verdoppelten wir zunächst die Zahl der Bolzen, bevor wir sie verstärkten, so dass nun viermal so viele Bolzen das Haus halten wie beim Test.

 

Es sei dabei erwähnt, dass es nicht besonders leicht ist, an einem Kletterseil hängend ein 2,5 Zentimeter dickes Loch in eine lebende Eiche zu bohren, und auch nicht, einen Bolzen von dieser Größe bis zum Anschlag einzuschrauben. Für das Bohren benutzen wir eine dicke DeWalt Winkelbohrmaschine mit 54V-Batterien, aber auch der Klassiker von Milwaukee, der Hole Hawg, hat ausreichend Kraft. Für das Einschrauben der Bolzen verwenden wir je nach Baumart einen Hebel von bis zu einem Meter Länge.

 

Wenn ich Zeit habe, werde ich auch noch weiter auf die verwendeten Materialien eingehen. Für den Moment schickt mir einfach eine Email für mehr Infos.