Der Bootskauf

 

Der Bootskauf ist unter Umständen das Schwierigste am ganzen Unterfangen, weil es so unglaublich viele Optionen gibt. Ich werde mich hier nur mit dem Kauf von Gebrauchtbooten auseinandersetzen. Zwei Dinge gilt es dabei meines Erachtens in jedem Falle – unabhängig von Bootstyp und Alter – zu beachten. Erstens sollte man ein Boot idealerweise nur über einen seriösen Makler kaufen. Der Verkäufer zahlt die Courtage, so dass dadurch keine Mehrkosten für den Käufer entstehen. Zweitens sollte man vor dem Kauf ein professionelles Gutachten durchführen lassen.

 

Die Seriosität eines Maklers lässt sich zum Beispiel googeln. Besonders über kroatische Makler liest man häufig haarsträubende Dinge. Ein guter Makler sollte sich vor Ort befinden und gut mit dem Objekt vertraut sein. Beispielsweise kontaktierte ich seinerzeit eines der größten kroatischen Maklerbüros bezüglich eines Boots in Italien, das mich interessierte. Es stellte sich heraus, dass die zuständige Maklerin dasselbe noch nie gesehen hatte. Für Fragen zu dem Boot verwies sie mich auf den Eigner, der allerdings kein Englisch sprach. Da drängt sich natürlich schon die Frage auf, was der Makler überhaupt tut – außer eine schicke Provision einzustreichen natürlich. Gerät man an den Falschen, kann es passieren, dass man am Ende um ein schönes Sümmchen erleichtert und dennoch weiterhin ohne Boot dasteht, was der anfänglichen Euphorie der Bootssuche durchaus einen gewissen Dämpfer verpassen kann.

 

Neben Google kann auch ein intensives Studium des Kaufvertrags Aufschluss auf die Seriosität des Maklers geben – besonders in Bezug auf die Anzahlung, denn um ein Boot für sich zu reservieren, muss eine solche geleistet werden. Das Problem ist, dass Boote leider zumeist nicht vor der eigenen Haustür im Laden an der Ecke angeboten werden. Man muss reisen, um sich ein solches zu besehen, und da wäre es natürlich ärgerlich, wenn jemand einem das Objekt der Begierde in der Zeit zwischen Flugbuchung und Ankunft vor Ort wegschnappt. Durch eine Anzahlung von in der Regel zehn Prozent reserviert man das Boot. Da man mit dieser Summe allerdings die Katze im Sack anbezahlt, sollte man natürlich die Möglichkeit haben, von dem Vertrag zurückzutreten, falls besagte Katze sich als fieses flohverseuchtes Viech erweist. Zudem könnte es sein, dass der Gutachter grobe Mängel findet. Seriöse Makler-Verträge räumen dem Interessenten ein Rücktrittsrecht nach Besichtigung oder Gutachten ein und sichern für diesen Fall die Erstattung der Anzahlung in voller Höhe zu. Hierfür sollte der Makler über ein spezielles Treuhandkonto verfügen. Verlangt er die Anzahlung auf sein normales Geschäftskonto, empfiehlt es sich, Adieu zu sagen.

 

Wer auf einen Makler verzichten möchte, sollte sich von einem Notar einen Vertrag anfertigen lassen, der einem durch Anzahlung das Vorkaufsrecht zusichert, der einem aber im Falle eines Rücktritts nach Besichtigung oder Gutachten eine volle Erstattung zusichert. Zudem sollte für die Anzahlung ein Notaranderkonto verwendet werden. Übrigens kann man einen Makler auch für die reine Vertragsabwicklung verwenden. Haben Käufer und Verkäufer sich ohne die Hilfe eines Maklers gefunden, so berechnet dieser in der Regel nur etwa drei Prozent des Kaufpreises statt seiner üblichen acht.

 

Ein professionelles Gutachten ist nicht nur sinnvoll, sondern in den meisten Fällen auch rentabel, denn in der Regel findet der Gutachter ausreichend Mängel, um den Kaufpreis spürbar zu drücken. Ein paar Mängel hat jedes gebrauchte Boot. Gerade in der Euphorie, die ein bevorstehender Kauf mit sich bringt, im Traumland des großen Ganzen, übersehen Interessenten schnell die kleinen Details. Leider kann ein oberflächlich gut aussehendes Boot aber ganz erhebliche Mängel haben, die sich dementsprechend auf die Verhandlungen auswirken sollten. Ein klassisches Beispiel ist die Osmose bei Glasfaser-Booten, die zwar zumeist für das bloße Auge nicht sichtbar ist, deren Beseitigung dafür aber unübersehbare Löcher ins Portemonnaie frisst. Auch die Maschine und das stehende Gut sind Dinge, die einer eingehenden Inspektion bedürfen. Zudem könnte es ohne Gutachten unter Umständen schwierig werden, eine Versicherung zu finden.

 

Makler und Gutachter sind meines Erachtens die wichtigsten Faktoren, die es zu beachten gilt. Ansonsten hängt viel von den eigenen Präferenzen und dem Budget ab. Hier sind ein paar Denkanstöße:

 

Wie viele Rümpfe?

Diese Frage wird häufig schon allein durch das Budget beantwortet, denn Katamarane sich signifikant teurer als Einrümpfer. Spielt das Budget keine sonderliche Rolle, kommen andere Faktoren ins Spiel. Einrumpfboote sind in der Regel angenehmer zu segeln, dafür sind Katamarane schneller und bieten unendlich viel mehr Raum. Dieses letzte Argument ist das wohl entscheidende für die wirklich lange Fahrt. Wer vorhat, mehrere Jahre um die Welt zu segeln, wird die Geräumigkeit eines Katamarans zu schätzen lernen. Allerdings gilt zu beachten, dass die höheren Kosten nicht bei der Anschaffung enden. Marinas sind für Katamarane normalerweise um 50-100% teurer, zudem müssen zwei Maschinen gewartet werden.

 

Roll- oder Lattengroß?

Diese Frage ist für mich sehr einfach zu beantworten, denn das einzige Argument, das ich je für das herkömmliche Latten-Großsegel gehört habe, ist die Performance, auf die es beim Blauwassersegeln aber nicht wirklich ankommt. Bei der langen Fahrt geht es zu allererst um Sicherheit und dann um den Komfort. Rollreffsegel lassen sich sehr einfach vom Cockpit aus bedienen und sind nicht auf drei oder vier Reffpunkte reduziert, sondern können auf jede erdenkliche Segelfläche verkleinert werden. Die Probleme, von denen man bezüglich dem Aufrollen im Mast hört, sind meines Erachtens auf falsche Handhabung zurückzuführen. Ich habe bislang nie Probleme mit meinem Rollreffgroß gehabt, möchte die Sache aber natürlich auch nicht beschreien. Ich hoffe inständig, dass das so bleibt.

 

Sloop, Cutter, Ketch?

Ich persönlich bin kein großer Fan der Ketch. Auf einer solchen steht ein weiterer Mast im Weg, ein zusätzliches Segel muss gesetzt und gerefft werden, und wenn es an den Austausch des stehenden Guts geht, wird es teuer. Zudem macht das Besansegel ein Boot meiner Erfahrung zufolge schnell luvgierig, so dass es häufig nur als Stabilisator vor Anker zum Einsatz kommt. Der Vorteil einer Ketch ist, dass die Segelfläche aufgeteilt ist und die kleineren Segel etwas leichter zu handhaben sind, aber im Zeitalter von Winschen und sogar elektrischen solchen braucht das eigentlich niemand mehr. Das Schwimmdings ist 15 Meter lang und ich kann es auch ohne elektronische Unterstützung problemlos alleine handhaben.

 

Zwischen Sloop und Cutter möchte ich mich nicht festlegen. Das Cuttersegel kann bei Starkwind durchaus nützlich sein, ist ansonsten aber auch viel im Weg. Dabei kommt es aber auch darauf an, wann und wo man gerne segelt. Wer im Sommer im Mittelmeer segelt, wird sich häufiger über zu wenig Wind beschweren als über zu viel. Wer die Barfußroute um die Welt fahren möchte, wird zumeist mit Rückenwind segeln und das Cuttersegel wenig benötigen. Zudem ist es auch wieder ein weiteres Teil, das gewartet und gelegentlich ersetzt werden muss, und das zusätzliche laufende Gut liegt auch ständig nur im Weg rum.

 

Ex-Charter?

Ein nicht unerheblicher Teil der Angebote auf dem Gebrauchtbootmarkt stammt aus Charter-Flotten. Ich persönlich würde davon abraten, ein Boot direkt von einem Charterunternehmen zu kaufen. War es zwischenzeitlich allerdings ein paar Jahre in Privatbesitz, gibt es kaum noch Grund für Vorbehalte. Das Problem bei Charterbooten ist, dass die Leute, die sie nutzen, diese nicht mit der gleichen Vor- und Umsicht behandeln, mit der sie ein eigenes Boot behandeln würden. Die Maschine wird hochtouriger gefahren, das Getriebe wird durch schnelle Wechsel zwischen Vor- und Rückwärtsgang gequält, und die Segel dürfen ruhig mal ein bisschen flattern. Zudem sind ehemalige Charterboote zumeist nicht für die Langfahrt ausgerüstet, haben keinen Wassermacher und keine Beiboot-Davits und schon gar keine weniger essenzielle Ausrüstung wie Generator oder Tauch-Kompressor. Leider spiegeln sich diese Defizite zumeist nicht im Preis wider. Daher empfiehlt es sich, einen Zwischenbesitzer abzuwarten, der mögliche Schäden an der Maschine durch unsachgemäße Handhabung ausbaden und die Ausrüstung auf den Stand bringen kann, der einem privaten Eigner zusagt.

 

Form oder Inhalt?

Ich komme aus der Traditionsschifffahrt und liebe schöne Boote, aber bei der langen Fahrt ist mir der Komfort doch wichtiger. Moderne Serienanfertigungen wie das Schwimmdings haben mehr oder weniger auch den letzten Strich einer klassischen Linie eingebüßt, sind dafür aber um so viel geräumiger und komfortabler als ihre signifikant schöneren Vorgänger. Das Schwimmdings ist Massenware, hat wenig Charakter, und doch liebe ich es, denn es gibt mir exakt das, was ich von ihm will. Wer es sich leisten kann, findet in einer Hallberg-Rassy oder einer Amel gute Kompromisse zwischen klassischen Linien und moderner Geräumigkeit, aber auch die ästhetischen Dreistigkeiten von Beneteau, Bavaria oder Dufour sind seetauglich und gut zu segeln, und während man so über den Ozean schippert sieht man sein Boot auch nur recht selten von außen.

 

Center Cockpit vs. Achtercockpit

Ich persönlich bin ein riesiger Fan von Achtercockpits mit zwei Steuerständen bei Einrümpfern. Zum einen sind sie in der Regel größer und komfortabler als ihre mittschiffs gelegenen Pendants, zum anderen wirken sie dadurch, dass sie nicht durch einen mittig stehenden Steuerstand abgeschlossen werden, noch geräumiger, als sie es eigentlich sind. Ich habe mein Backbord-Steuerrad sogar abgebaut und unter dem Geräteträger verlascht, weil ich es nie benötige. Motor und Autopilot werden an Steuerbord bedient, und sollte ich mal an einer Regatta teilnehmen, während der der Steuermann ständig das Vorliek der Genua im Auge haben muss, schraube ich es einfach wieder an. Es ist unendlich leicht, einen Fisch ins Achtercockpit zu ziehen, und wenn man von der Schwimmplattform aus einen Eimer mit Meerwasser füllt, ist dieser direkt dort, wo man ihn braucht, um Haarknäuel und Fischblut zu beseitigen. Vom Dinghy aus ist es ebenfalls ein schneller Schritt ins Cockpit.

 

Allerdings muss das jeder für sich selbst entscheiden, denn auch Center Cockpits haben ihre Vorteile. Sie erlauben eine palastgleiche Eignerkabine achtern und vor Anker ist das Achterdeck ein toller Ort für den Sundowner. Einfache Campingstühle können dort für reichlich Komfort sorgen, während Vordecks nur selten genug ebene Fläche bieten, um solche aufzustellen.

 

Klare Vorstellungen

Was auch immer eure Vorlieben sind, empfiehlt es sich angesichts der Unmenge an gebrauchten Booten auf dem Markt in jedem Falle, vor der Suche bereits ziemlich genau zu wissen, was ihr wollt. Idealerweise habt ihr alle möglichen Konfigurationen und Kabinenlayouts bereits ausprobiert und könnt eure Suche auf diese Weise eingrenzen.