Das Schwimmdings

 

Das Schwimmdings ist mein erstes eigenes Boot, eine Jeanneau Sun Odyssey 49, Baujahr 2004. Es ist fünfzehn Meter lang, viereinhalb Meter breit und mein Zuhause. Gekauft habe ich es am 2.2.22 in Martinique in der Karibik. Seitdem bin ich mit ihm über 20.000 Seemeilen, also über 37.000 Kilometer gesegelt. Das entspricht mehr als 150 Tagen auf See.

 

Das Schwimmdings hat einen Mast von etwa 20 Metern Höhe und zwei Segel, wobei ein Drittes, ein Leichtwindsegel, unter Deck gelagert und bei Bedarf rausgeholt wird. Es hat eine Maschine mit 75 PS, die ich fast nur nutze, wenn es nicht anders geht, zum Beispiel für Ankermanöver oder um durch einen engen Pass mit starken Strömungen in eine Lagune zu gelangen. Zudem verfügt es über eine Kombüse mit Herd und Ofen, einen Kühl- und einen Gefrierschrank, eine „Salon“ genannte Wohnzimmer-artige Struktur, vier Kabinen und vier Toiletten mit Dusche und ein gut drei Meter langes Beiboot mit Außenbordmotor, das Schwimmdinghy, das mich am Ankerplatz an Land bringt. Das Schwimmdings hat eine Rettungsinsel, auf der im Notfall, sollte es sinken, bis zu acht Personen Platz finden, ein Satellitenmodem mit einer Datenübertragungsgeschwindigkeit von etwa 1 MB pro Stunde (im normalen Mobilnetz kriegt man das fast schon pro Sekunde) und einen Wassermacher, der aus Salzwasser Trinkwasser macht. Die Stromversorgung erfolgt über drei Lithium-Eisen-Phosphat Batterien mit jeweils 100 Ampere-Stunden, die durch zwei Solarplatten mit insgesamt 670 Watt gespeist werden. Fische fange ich vermittels zweier Handleinen, die meines Erachtens weit einfacher zu bedienen sind als Angelruten, speziell angesichts der Größe und Kraft der pelagischen Räuber.

 

Hin und wieder, besonders auf langen Überfahrten, nehme ich Anhalter mit, zumeist Backpacker auf der Suche nach Abenteuer, die über manchmal mehr und manchmal weniger Segelerfahrung verfügen. Dann teilen wir uns diesen winzigen Raum zu dritt oder zu viert. Zwar kann es in dem Fall ziemlich eng werden, aber im Gegenzug hat man viel Zeit für gute Unterhaltungen und vor allem komme ich auch mal an Schlaf.

 

Denn wenn ich alleine unterwegs bin, stelle ich mir nachts je nach Wind und Welle den Wecker alle fünfzehn Minuten bis alle zwei Stunden. Wenn es sehr rau ist, schlafe ich überhaupt nicht und bleibe an Deck, und weil Sturm häufig Regen mit sich bringt, ist das dann meistens eher nur so lala. Dann stehe ich da alleine in Sturm und Regen, kann nicht lesen, weil alles nass ist, kann nur warten, bis es aufhört. Habe ich Besatzung an Bord, teilen wir uns die Wachen auf, und ich lasse mich einfach wecken, wenn die Bedingungen sich verschlechtern, der Wind dreht oder technische Probleme auftreten.

Das Schwimmdings vor Avalau Island, Tonga.

Das Schwimmdings in Port Maurelle, Tonga.

Meine allererste Crew. Damals hatte das Schwimmdings noch keinen Heckaufbau.

Der Salon, allerdings noch vor meinem Einzug. Ganz so ordentlich ist es jetzt nicht mehr.