Segelchinesisch

 

Auf Booten und Schiffen gibt es so viele spezifische Termini, dass der geneigte Laie fast meinen möchte, es werde eine komplett andere Sprache gesprochen. Zum Teil hat sich dies auch in unseren Alltag eingeschlichen. Wer weiß schließlich heute noch, dass es sich bei einem Reep um ein Tau und somit bei einer Reeperbahn um die Bahn handelt, auf der dünnere Seile oder Fasern zu Tauwerk geschlagen werden? Um es dem seemännisch unzureichend geschulten Leser etwas einfacher zu machen, stelle ich hier ein kleines Lexikon zusammen, das zumindest die auf dieser Webseite verwendeten Fachbegriffe erläutert.

 

Achtern – Hinten

Backbord – Nach vorne blickend die linke Seite des Schiffs.

Backstag – Tau oder Drahtseil, dass einen Mast oder eine Stenge nach achtern abspannt, zumeist symmetrisch zu beiden Seiten.

Bark – Schiff mit mindestens drei Masten mit Rahbesegelung auf allen außer dem achterlichsten Mast.

Baum – Spiere, die parallel zur Längsachse des Schiffs nach achtern zeigend an einem Mast befestigt ist und den unteren Teil eines Gaffelsegels hält.

Besanmast – Achterlichster Mast auf einem Schiff mit mindestens drei Masten oder auf einem Zweimaster, wenn der vordere Mast der höhere ist.

Brigg – Schiff mit zwei Masten und Rahbesegelung auf beiden.

Bugspriet – Fest mit dem Vorsteven verbundene, nach vorne über den Rumpf hinausragende Spiere.

Fall – Tampen, mit dem etwas hochgezogen wird. In der Regel sind das die Segel, nach denen die Fallen dann auch benannt sind: Großobermarsfall, Großoberbramfall, Außenklüverfall, etc.

Fieren – Das Gegenteil von Holen; einen Tampen rauslassen.

Fockmast – Vorderster Mast auf den meisten Schiffen mit mehr als einem Mast.

Gaffel – Spiere, die parallel zur Längsachse des Schiffs nach achtern zeigend an einem Mast befestigt ist und den oberen Teil eines Gaffelsegels hält.

Gaffelsegel – Trapezförmiges Schratsegel, dessen obere Kante an einer Gaffel und dessen untere Kante an einem Baum befestigt ist.

Holen – An einem Tampen ziehen.

Jolltau – Tampen, der von einer Seite des Schiffs bis zu einer Umlenkrolle an der Mastspitze und von dort wieder runter auf die andere Seite verläuft. Das Jolltau wird verwendet, um Material oder Werkzeug ins Rigg hochzuziehen, und jeder Mast hat sein eigenes.

Kardeel – Strang eines Seils.

Keep – Rille, Hohlkerbe. Bei Tauwerk werden die Rillen zwischen den einzelnen Kardeelen Keepen genannt. Was selbst Anglophonen nur selten bekannt ist: Das englische Wort für Keep lautet cunt. Da einige Begriffe der englischen Alltagssprache aus der Seefahrt stammen, gehe ich davon aus, dass auch in diesem Fall die cunt im Seil das ältere Wort ist.

Knoten – Maßeinheit für Geschwindigkeit. Ein Knoten entspricht einer Seemeile pro Stunde.

Laufendes Gut – Tauwerk oder Drahtseile, die geholt und gefiert werden, die sich bewegen lassen, um Spieren oder Segel zu bedienen.

Lee – Die dem Wind abgewandte Seite.

Luv – Die dem Wind zugewandte Seite.

Rah – Spiere, die quer zur Längsachse des Schiffs an einem Mast befestigt ist.

Rahsegel – Segel, dass an einer Rah befestigt ist.

Rahsegler – Schiff, dessen Hauptantrieb die Rahsegel sind.

Rigg – Anderes Wort für Takelage.

Schamfielen – Schubbern, durch Reibung beschädigen.

Schooner – Schiff mit mindestens zwei Masten, von denen der vorderste nicht der höchste ist.

Schratsegel – Segel, das parallel zur Längsachse eines Schiffs an einem Mast oder Stag befestigt ist.

Schratsegler – Schiff, dessen Hauptantrieb die Schratsegel sind.

Seemeile – Auf See gebräuchliche Längeneinheit. Eine Seemeile entspricht nicht nur 1,852 Kilometern, sondern auch exakt einer Bogenminute eines Breitengrades, so dass zwei benachbarte Breitengrade immer 60 Seemeilen voneinander entfernt liegen, was den groben Überschlag von Entfernungen auf Seekarten enorm vereinfacht.

Spiere – Alle in der Takelage verbauten Rundhölzer oder Stahlrohre, also Stengen, Rahen, Bäume, Gaffeln, Bugspriete, Klüverbäume und Stampfstöcke.

Stag – Tau oder Drahtseil, das einen Mast oder eine Stenge nach vorne abspannt.

Stehendes Gut – Tauwerk und Drahtseile, die zum Abspannen oder Sichern von Masten und Spieren verwendet werden und sich in der Regel nicht bewegen.

Stenge – Mastsegment oberhalb des Untermasts. Schratsegler haben in der Regel nur eine Stenge, während Rahsegler eine Marsstenge und eine Bramstenge haben.

Steven – Die nach oben gezogenen Verlängerungen des Kiels nach vorne (Vorsteven) und achtern (ratet mal). Ist übrigens nicht nach Steven Hawking benannt und wird deshalb deutsch ausgesprochen – norddeutsch, wohlgemerkt, so dass das S ein S ist und kein Sch: Stehwn. So ungefähr.

Tampen – Tau

Takelage – Alles auf einem Boot, was mit dem Segeln zu tun hat. Masten, Spieren, das stehende Gut, das laufende Gut, die Segel.

Trensen, Schmarten, Kleeden – Techniken, um Tauwerk vor Salz und UV-Licht zu schützen. Beim Trensen wird dünneres Seil oder Hüsing in die Keepen, also die Rillen zwischen den einzelnen Kardeelen oder Strängen gelegt. Beim Schmarten wird das Tau oder Drahtseil in Stoff gepackt, zumeist grob gewobene Jute. Beim Kleeden schließlich wird es fest mit Hüsing umwickelt.

Want – Tau oder Drahtseil, das einen Mast oder eine Stenge seitlich abspannt. In der Regel gibt es derer mehrere, bis zu sechs für einen Untermast, drei an der Marsstenge und zwei an der Bramstenge.