Defekte

 

Wenn auf See ein Defekt auftritt, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, man repariert ihn gleich vor Ort, schaukelnd und in der Regel fluchend, oder man kann den defekten Teil des Boots nicht länger nutzen. Deshalb wird der Großteil des Stauraums auf einem Blauwasserboot für Werkzeug und Ersatzteile verwendet. Als zum Beispiel in Französisch-Polynesien meine Lichtmaschine den Geist aufgab, war ich nicht sonderlich erbost darüber, eine zweite an Bord zu haben, denn ob ich das passende Teil dort gefunden hätte, steht zu bezweifeln – und wenn, dann wahrscheinlich zu einem horrenden Preis. Natürlich kann man Teile auch aus den USA oder Australien bestellen, doch erstens sind Versand und Einfuhrgebühren zumeist recht teuer, und zweitens sitzt man halt zunächst einmal fest, während man auf die Teile wartet.

 

Zudem bedürfen bestimmte Komponenten regelmäßiger Wartung, um Defekten vorzubeugen. So muss zum Beispiel der Vorfilter am Wassermacher gelegentlich gewechselt werden, und weil man diese Vorfilter auch nicht in jedem Dorf beim Chief in der Hütte findet, nahmen die Teile anfangs ganz gut Platz ein und werden es hoffentlich bald wieder tun, wenn ich sie mal wieder irgendwo sehe. Alle 250 Motorstunden muss ich Öl und Filter an der Maschine wechseln, eigentlich auch am Außenborder, aber da kann ich die Betriebsstunden in Ermangelung eines Zählers nur schätzen. Zum Glück akkumulieren sich 250 Maschinenstunden bei mir nicht allzu schnell, weil ich den Lärm nicht mag und mich bei Flaute lieber einfach treiben lasse, als die Maschine anzuschmeißen. Trotzdem habe ich mehrere Ölfilter, 15l Maschinenöl, 5l Getriebeöl, Dieselfilter, Dieselvorfilter, zwei nagelneue Keilriemen, neue Impeller für die Kühlwasserpumpe, und weitere Teile für regelmäßige Wartungsarbeiten an Bord.

 

Dazu kommen mehrere hundert Meter Tauwerk in verschiedenen Stärken, ein paar Quadratmeter Segeltuch plus Takelgarn, Glasfasermatten und Epoxidharz für Schäden an Rumpf oder Deck, Stahlrohre als Hebel, Dichtungsmaterial, Holzplatten, Kabel, Steckverbindungen, Sicherungen, ein zweiter Anker mit fünfzig Meter Kette, ein zweites Großsegel und vieles mehr.

 

Defekte können einem recht kompetent den Tag versauen, aber solange sie am Ende desselben behoben sind, gibt es keinen nachhaltigen Grund für schlechte Laune. Um sie beheben zu können, sollte man aber eben auf möglichst Vieles vorbereitet sein. Manche Bootseigner opfern sogar eine ganze Kabine für eine Werkstatt, aber obwohl ich natürlich gerne eine Werkstatt hätte, geht mir das doch ein bisschen zu weit. Ich hoffe, ich werde es nicht bereuen.

Segelreparatur auf offener See zwischen den Kanaren und den BVIs.

Wenn auf See der Bugspriet bricht, ist das eher suboptimal.

Auf der Strecke von Panama zu den Marquesas riss das Spinnaker-Fall gleich viermal. Siebenmal musste ich für Reparaturen den Mast hoch.