Bima Suci

 

Im Sommer 2017 verstärkte ich das Takelteam der Bima Suci bis zu ihrer Fertigstellung. Die Bima Suci ist das neue Segelschulschiff der indonesischen Marine und wurde von der Freire-Werft im galizischen Vigo gebaut. Es ist mit 111 Metern um 25% länger als die Gorch Fock II und trotzdem kostete der komplette Neubau mit nagelneuer Maschine, Generatoren, Navigationssystemen, Kabinen, Teakdeck und Takelage weniger als die Hälfte dessen, was der Steuerzahler für die Renovierung des deutschen Marineseglers zu berappen hatte. Das als kleine Anekdote am Rande.

 

Alle Spieren und das stehende Gut waren zum Zeitpunkt meiner Ankunft bereits installiert. Nun ging es darum, das laufende Gut, also alles an Tauwerk und Drahtseilen, was sich bewegt, so einzubauen, dass nichts schamfielte, wie der Seemann sagt, oder schubberte, wie das Landei sagen würde.

 

Auch hier war die Arbeit enorm hart. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, hatte ich in den sechseinhalb Wochen, die ich dort war, exakt einen komplett freien Tag. Ich erinnere mich auch, einmal samstags nur einen halben Tag gearbeitet zu haben. Ansonsten kletterten wir mit unserer schweren Ausrüstung und den ebenfalls zumeist recht schweren zu verbauenden Teilen die 52 Meter hohen Masten von 7 Uhr morgens bis in den Abend hinein hoch und runter – zumeist bis 8 oder sogar 9 Uhr abends.

 

Aber so wenig Freizeit ich auch hatte, so sehr wuchs mir Vigo in dieser Zeit auch ans Herz. Es ist sicherlich nicht die schönste Stadt Spaniens, aber ich habe selten irgendwo so ehrliche, hart arbeitende Menschen gefunden wie dort. In Deutschland hegen wir die Stereotype, Spanier seien faul. In meiner Erfahrung – auch aus dem Süden Spaniens – könnte das der Realität nicht ferner liegen. Ganz im Gegenteil könnten deutsche Handwerker meines Erachtens von der Arbeitsmoral der Spanier noch lernen.

 

Lustig war, dass wir wegen mehrerer Maschinentestfahrten, während derer wir nur eingeschränkt arbeiten konnten, den neuen Besitzern, der indonesischen Marine also, nicht demonstrieren konnten, dass sich die Bramstengen um gute zwei Meter fieren ließen. Da dies aber im Bauvertrag zwischen Käufer und Werft so vereinbart war, mussten wir ein Jahr später zu zehnt für drei Tage nach Indonesien fliegen, um das nachzuholen. Dabei schulten wir die Mannschaft nicht einmal darin, sondern demonstrierten lediglich, wie im Vertrag vereinbart, dass es möglich war, wodurch die drei Arbeitstage durchaus zu den entspannteren gehörten, die ich in meinem Leben so hatte.

Mein Büro.

Selfie im Rigg.

Fast fertig. Die Bima Suci in ihrer vollen Pracht.

Der Großmast mit seinen sechs Rahen.

Der Fockmast vom Großmast aus betrachtet während einer Maschinentestfahrt.

Der Bug. Von oben betrachtet halt.

Während einer Maschinentestfahrt funktioniert eine Antenne nicht. Die Gelegenheit, ganz nach oben auf den 52m hohen Mast zu klettern, kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen.