Dagmar Aaen

 

Die Dagmar Aaen ist der wunderschöne, 1931 gebaute dänische „Haikutter“ des berühmten Abenteurers und Polarforschers Arved Fuchs. Mit ihm fuhr ich im Sommer 2021 von Island nach Westgrönland und wieder zurück. Eigentlich hatte es nach Newfoundland und Nova Scotia gehen sollen, doch wegen Covid machten die dortigen Behörden uns einen Strich durch die Rechnung. Wir waren alle recht enttäuscht, wurden aber bei unserem zweiten Besuch der Ostküste durch Polarlichter und zahlreiche Walsichtungen entschädigt.

 

Arved Fuchs wurde durch einige Extem-Expeditionen bekannt: Monatelang lebte er mit Eskimos in Grönland oder dem Norden Kanadas, er war der erste Mensch, der je beide Pole innerhalb eines Jahres zu Fuß erreichte, und gemeinsam mit der Dagmar Aaen ist er der erste Kapitän, der je den Nordpol ohne Eisbrecherunterstützung umrundete. Heute verschreibt er sich dem Klimaschutz und so war auch das Ziel unserer Expedition das Sammeln von Daten. Ständig wurde das Wasser auf Temperatur, Salzgehalt, CO2-Gehalt und weitere Parameter hin analysiert. Zudem verfügten wir über eine 30.000 Euro teure Sonde, vermittels derer wir die gleichen Werte in bis zu 500 Metern Tiefe messen konnten. Hierfür allerdings mussten wir aufstoppen, weshalb diese Messungen nur stichprobenartig stattfanden. Das Ganze geschah in enger Zusammenarbeit mit dem GEOMAR Institut in Kiel, der Universität Oldenburg und dem französischen Wetterdienst Meteo France.

 

Die Dagmar Aaen ist für das Eis gebaut. Mit vierundzwanzig Metern bietet sie zehn Seeleuten Platz. Auf ihrem einzelnen Mast hat sie neben den fünf Segeln auch ein Krähennest, von dem aus ein Ausguck das Eis überblicken kann, denn manchmal ist es nicht leicht, einen Weg durch dichte Felder von Eisschollen zu finden. Trotzdem sind kleinere Kollisionen mit Eis nicht immer zu verhindern, und so besteht der Rumpf der Dagmar Aaen aus sechs Zentimeter dicken Eichenplanken, die an zehn Zentimeter dicken Spanten, ebenfalls aus Eiche, befestigt sind. Diese Spanten stehen größtenteils so dicht beieinander, dass man nicht einmal eine Faust dazwischen bekommt. Auf der Innenseite der Spanten findet sich dann eine weitere Schicht sechs Zentimeter dicker Eichenplanken. Schon so wäre das Schiff ein Panzer, doch Arved ging noch einen Schritt weiter: Er fügte dem Rumpf außen noch eine sechs Millimeter dicke Aluminiumhaut hinzu. Im Innern halten zwei Dieselöfen die beiden Wohnabteile mit ihren zehn Kojen warm. Der einzige Nachteil: Eine Dusche gibt es nicht, und wer auf Körperhygiene Wert legt, muss wohl oder übel ins kalte Wasser springen.

 

Ich persönlich mag die Tropen, bin kein Freund der Kälte, aber einmal durch das ewige Eis zu segeln war ein lange gehegter Traum. Die Ostküste Grönlands ist wild mit nur wenigen kleinen Ortschaften. In den Fjorden findet man hier und da noch Überreste längst verlassener Wetter- oder Sendestationen, heute nicht mehr als Geisterstädte. Die Landschaft ist rau, dominiert von hohen Bergketten im Hintergrund, auf denen sich grauer Fels mit weißem Eis abwechselt, und zahllosen, nie gleichen Eisbergen im Vordergrund.

Die Dagmar Aaen.

Bei der Körperhygiene kann es frisch werden.

Vom Bug aus gebe ich dem Rudergänger Zeichen, wie er am besten durch das Eis steuert.

Polarlichter über Tasillaq.