Peking

 

Die Peking, einer der berühmten Flying P-Liners, wurde im Jahr 1911 von der Hamburger Bloom & Voss Werft für den Salpeterhandel mit Chile gebaut. Sie hat vier Masten und ist als Bark getakelt, hat also Rahsegel auf den vorderen drei, nicht aber auf dem achterlichsten Mast. Späteren Ruhm verdankt sie dem Film Around Cape. Im Jahr 1929 brachte der amerikanische Seemann und Abenteurer Irving Johnson eine Filmkamera mit auf eine Überfahrt von Hamburg nach Santiago de Chile. Seine Aufnahmen von bis zu 25 Meter hohen Wellen, die dieses immerhin 115 Meter lange und vollbeladen über 10.000 Tonnen schwere Schiff herumschleudern wie ein Spielzeug, gehen bis heute um die Welt. Obwohl das Mystic Seaport Museum die Rechte an dem Film besitzt, findet man ihn häufig auf Youtube. Ich kann ihn nur empfehlen.

 

Die Peking hat eine bewegte Geschichte. Nach ihrer aktiven Zeit und zahlreichen Fahrten um das Kap Hoorn nach Chile wurde sie im Jahr 1932 während der Weltwirtschaftskrise nach England verkauft, wo sie als Internat für schwererziehbare Jugendliche genutzt wurde. 1974 gelangte sie dann nach New York, wo sie nahe der Brooklyn Bridge im South Street Seaport Museum zu bewundern war. Leider konnte das Museum irgendwann die Wartung nicht mehr finanzieren und das Schiff gammelte in erschreckendem Zustand vor sich hin. Ich selbst war im Sommer 2016 zur Feier des 4.Julis an Bord eingeladen und konnte mir ein Bild machen. Einige Bereiche des Decks und der Zwischendecks waren nicht begehbar, weil massive Korrosion begründete Zweifel an deren struktureller Integrität aufwarfen. Im Sommer 2017 schließlich wurde die Peking huckepack auf einem Dockschiff über den Atlantik nach Deutschland zurückgebracht, wo die lange Restauration begann.

 

Ich stieß Anfang März 2020 zur Takelcrew der Peking und blieb bis zu ihrer Fertigstellung im Mai. Während meiner Zeit dort war ich hauptsächlich dafür verantwortlich, Wege zu finden, das laufende Gut schamfielfrei zu führen, also so, dass es nicht an irgendwelchen Spieren, Wanten, Stagen oder anderem laufenden Gut schubberte. Dafür konstruierte ich maßgeschneiderte Einbauteile, die die Drahtseile von einander und allem anderen auf Abstand halten. Aus irgendeinem Grund einigten wir uns darauf, diese aus POM zu bauen, einem Werkstoff, der zwar exzellente Eigenschaften hat, aber enorm viel härter und schwieriger zu verarbeiten ist als Holz. Dennoch bin ich recht zufrieden mit dem Ergebnis.

 

Inzwischen gehört das Schiff der Stiftung Historische Museen Hamburg und kann im Hansahafen am Bremer Kai besichtigt werden.

Noch sind nicht alle Rahen getakelt und wir haben noch reichlich Arbeit vor uns.

Bei 18 Rahen auf den vorderen drei Masten hängt reichlich Tauwerk rum. Dabei hat das Museumsschiff nicht einmal Segel und somit auch nicht die zahlreichen Leinen, die für deren Handhabung benötigt werden.

Lösungen für die optimale Führung des laufenden Guts zu finden und maßgerecht anzufertigen war eines meiner Projekte.

Die Peking von ganz vorne betrachtet.

Ich am Steuerrad nach Fertigstellung.

Die Crew bei der Mittagspause auf der Fock-Unterbramrah. Ich bin ganz rechts.

Foto: Heiner Müller-Elsner Fotografie