Schwimmdings-Blog

 

14.07.2024: Le Port/Réunion: Ein Kurzblog mit vielen Fotos

Zunächst möchte ich mich für das lange Warten entschuldigen. Leider ist in Madagaskar in das Schwimmdings eingebrochen worden. Neben fast allen meinen Klamotten entwendeten die Langfinger auch meinen Laptop. Inzwischen habe ich endlich einen neuen und kann mich wieder ans Schreiben machen. Der Chronologie zuliebe werde ich zunächst La Réunion abarbeiten, bevor ich dann im nächsten Eintrag auf Madagaskar und den Einbruch eingehen werde.

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24.06.2024: Überfahrt Cocos Keeling – Mauritius: Eine Fahrt ins Blaue

Nachdem wir lange auf ein Wetterfenster gewartet haben, holen wir am Sonntag, den 9.6. endlich Anker. Auf den Tag genau zwei Wochen waren wir nun auf Cocos Keeling, aber so schön es hier auch ist, müssen wir doch weiter. Am 25.6. wird ein neues Crewmitglied in Mauritius landen. Dieses Datum ist für uns schon nicht mehr realistisch zu schaffen. Der Weather Router unserer Freunde vom Katamaran Atlas empfiehlt, noch bis Dienstag zu warten, aber ich erkenne in den Wetterkarten keinen Grund dafür. Nach zwei Tagen werden wir durch einen Tiefdruckgraben mit Kaltfront müssen, wo sicherlich mit Starkwindzellen und viel Regen zu rechnen ist, doch einmal hindurch, müssten wir auf der anderen Seite von Graben und Front sehr stabile Passatwinde finden. Da sich alles stets im Fluss befindet und Vorhersagen sich ändern können, halte ich es immer für sinnvoll, so früh wie irgend möglich zu starten, sobald sich ein Wetterfenster auftut. Über mein Satelliten-Modem kann ich jederzeit neue sogenannte GRIB-Dateien, animierte Wetterkarten, herunterladen und werde dementsprechend über Veränderungen informiert sein. Auf diese Weise werde ich Tiefdruckgebiete weiträumig umfahren können.

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08.06.2024: Cocos Keeling: Stockbrot und Rum

Vor fast exakt vier Wochen haben wir Indonesien verlassen. „Wir“ sage ich, weil ich nach über einem Jahr fast durchgängigen Einhandsegelns für den Indischen Ozean mal wieder Crew dabeihabe. Celine ist eine alte Freundin, ebenfalls eine Tradi-Seglerin. Dereinst segelten wir gemeinsam auf der Thor Heyerdahl von den Kapverden bis nach Kiel. Julia ist von crewseekers.com, einer Webseite, wo Kapitäne Crew und Crew Kapitäne finden können. Sie ist noch nie gesegelt, wirkt aber abenteuerlustig und lernbegierig, was mir ausreicht.

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30.06.2024: Plastikmüll in Indonesien: We’re fucked

Hier ein paar Gedanken zum Plastikmüll in Indonesien. Es war nicht schön. Ich konnte das Land kaum genießen, und von früheren Reisen weiß ich, dass es in anderen Ländern Südostasiens oder auch Lateinamerikas nicht besser aussieht. Das Navigieren in Indonesien war bei Tag schon stressig für einen Einhand-Segler. Bei Nacht aber unterschied es sich nur marginal von russischem Roulette. Jederzeit konnte man mit einem an der Oberfläche treibenden Kühlschrank und dergleichen kollidieren, bei Maschinenfahrt wickelten sich ständig alte Netze, Leinen oder Plastiktüten um den Propeller, und allenthalben trieben unbeleuchtete Fischerei-Plattformen, sogenannte FADs oder Fish Aggregating Devices, die entweder noch verankert waren oder sich losgerissen hatten und hunderte von Metern an dickem Plastikseil hinter sich herzogen. Ich sprach mit vielen anderen Seglern, die nachts einfach keine oder nur langsame Fahrt machten, um im Falle einer Kollision den Schaden zu minimieren. In diesem Fall war Crew kaum hilfreich, denn selbst wenn jemand mit potentem Spotlight vorne am Bug stand, war nicht garantiert, dass Müll in der schwarzen See rechtzeitig erkannt wurde. Ich selbst verlegte mich auf das Prinzip Hoffnung. Da die Winde ohnehin um diese Jahreszeit nicht günstig standen, sah ich es nicht ein, eine nachts aufkommende Brise ungenutzt zu lassen. Ich hatte Glück.

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Bagaman Island/Louisiaden: Eine Reise in die Vergangenheit

Papua-Neuguinea wird häufig als ein Land bezeichnet, dass von der Zeit vergessen wurde. Ich weiß jetzt, warum. Zwar bezieht sich die Aussage wahrscheinlich eher auf die Hochlandgemeinden der Hauptinsel, aber signifikant weiter entwickelt sind auch die Louisiaden nicht. Der Archipel liegt im Südosten der Hauptinsel, der zweitgrößten dieses Planeten, und besteht aus zahllosen Inseln und Inselchen

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22.09.2023: Tanna Island/Vanuatu: Suppentopf Erde

Schon mehrmals habe ich vulkanische Eruptionen gesehen, doch sowohl beim Fuego in Guatemala als auch beim Fagradalsfjall in Island und dem Stromboli in Italien konnte ich nur aus zwei oder mehr Kilometern Entfernung beobachten, wie sie Material in den Äther schossen und überschwappende Lava Hänge hinunterlief. Mount Yasur auf der Insel Tanna, der zweitsüdlichsten Vanuatus, ist anders, denn hier kann ich vom Kraterrand aus in das brodelnde Innere der Erde blicken, kann ich durch ein Loch im Deckel die Suppe sehen, die unser Heimatplanet unter unseren Füßen kocht.

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05.04.2023: Hanavave Bay/Fatuhiva: Die womöglich schönste Bucht der Welt

Vier Tage nach meiner Ankunft in Hiva Oa segele ich weiter nach Fatuhiva. Ich kann das Boot ohne Probleme alleine bewegen. Nur wenn etwas im Rigg kaputtginge, hätte ich unter Umständen Probleme. Die Passage von Hiva Oa nach Fatuhiva aber ist Genuss pur. Nach 37 schleppenden Tagen auf dem Weg von Panama nach Hiva Oa habe ich an diesem Tag ausreichend Wind, der noch dazu von vorne kommt, so dass man ihn auch wirklich fühlt. Acht Boote steuern die gleiche Bucht an, es wird ein Rennen um den besten Ankerplatz und niemand refft eine Sekunde zu früh. Es ist toll zu sehen, wie die Boote sich schräg legen – oder krängen, wie der Seemann sagt – wie die Tonnen von Winddruck die Segel spannen. Am Ende bin ich schnellster im Feld und komme als Zweiter an, weil ich im ersten Teil des Rennens aus ungekanntem Grund nicht so schnell war, wie ich es hätte sein müssen. Vielleicht hatte sich etwas in Kiel oder Ruder verfangen, was sich dann irgendwann losriss. Nach den Wochen der Flaute tut es gut, mal wieder die Elemente zu spüren, hart am Wind zu segeln.

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29.03.2023: Hiva Oa/Marquesas: Endlich Land

Die Ankunft auf Hiva Oa nach 37 Tagen auf See vermittelt ein Gefühl, wie es sich nur schwer beschreiben lässt. Euphorie mischt sich mit Erleichterung und Stolz und dem auffälligen Fehlen von Wehmut, denn zurück zur See sehnt sich zunächst einmal niemand. Dazu kommt eine nahezu überwältigende Flut von Sinneseindrücken, weil wir den Geruch von Pflanzen und Erde nahezu vergessen haben. Auch das Grün eines Waldes ist uns nur noch vage in Erinnerung, und bei der Betrachtung fahrender Autos fragt man sich, wie Fortbewegung ohne Schaukeln möglich sein soll. Auch andere Gesichter, andere Boote, Menschen, Stimmen außer denen von uns vieren sind Dinge, die wir in den letzten 37 Tagen nahezu gänzlich vermisst haben.

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28.02.2023: Überfahrt Panama – Marquesas: Piraten

Seit Tagen befinden wir uns in der intertropischen Konvergenzzone, den berüchtigten Doldrums. Hier treffen der Nordost- und der Südostpassat aufeinander, doch auf starke Winde, wo zwei so zuverlässig blasende Systeme zusammenstoßen, hofft man vergeblich: Die Doldrums sind eine einzige riesige Flaute, und während man ansonsten von Squalls genervt ist, sehnt man sie sich hier herbei. Squalls sind kleine Zellen von lokalen Extremen, die entweder starken Wind oder starken Regen oder zumeist beides mit sich bringen, aber selten länger als eine halbe Stunde andauern, bevor sie vorübergezogen sind. Man muss reffen und das ganze Cockpit wird nass, so dass man sie ansonsten lieber meidet, aber in den Doldrums geben sie dem Boot wenigstens für eine kurze Zeit ein wenig Schub. Manchmal schafft man in einer halben Stunde so viel Distanz wie sonst in drei.

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24.02.2023: Überfahrt Panama – Marquesas: Petri Hail

Es ist bereits unser sechster Tag auf See seit Panama, und wir haben noch immer keinen einzigen Fisch gefangen. Teilweise sah der Ozean auch nicht besonders gesund aus. Das Wasser war grün von Algen, am dritten Tag durchquerten wir sogar eine riesige Red Tide, eine Fläche von roten Algen von immenser Größe. Der erste Bereich war gute zehn Seemeilen lang. Wenn er rund war und wir ihn zufällig an seiner breitesten Stelle durchquert haben – zwei eher konservative Annahmen –, hätte er eine Fläche von 270 Quadratkilometern gehabt. Anderthalb Stunden später durchfuhren wir eine zweite Stelle, auf der das Meer auf knapp fünf Seemeilen tiefrot war. Die roten Alten gehören zur Familie der Dinoflagellate und sind hochgiftig. Zu dem Zeitpunkt war ich noch froh, keinen Fisch gefangen zu haben, aber als das Wasser dann blau wurde, wuchs langsam die Enttäuschung.

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05.01.2023: Dominikanische Republik: Stempel und Sturmgewehr

Die Dom Rep ist schön und gut, aber wohl eher für Strandurlauber geeignet als für Segler. Der große Umschlagplatz für Langfahrer liegt in Luperón im Nordwesten des Landes, wo Amerikaner den Winter verbringen oder sich sogar dauerhaft niedergelassen haben. Man vergesse nie, dass nur Ausländer in den USA Immigranten sind, während Amerikaner im Ausland Expats heißen. Wie dem auch sei. Weil ich prinzipiell nach Süden will, man die Gewässer Haitis, mit dem sich die Dom Rep die Insel Hispaniola teilt, aber tunlichst meiden sollte, liegt Luperón so wirklich gar nicht auf meiner Route. Die Bucht von Samana weiß allerdings ebenfalls zu gefallen, und der Nationalpark um die Bahía de San Lorenzo ist eine der schönsten Ankerbuchten, die ich je gesehen habe. Atemberaubende, von tropischer Vegetation überwucherte Klippen säumen hier die Küste, während Geier und Reiher in solchen Mengen über ihnen kreisen, dass man sie aus der Ferne für dunkle Wolken halten kann. Mehrere große Höhlen gilt es zu erkunden, zudem gibt es Mangrovenflüsse, die mit dem Dinghy erschlossen werden können und in denen die Stille fast schon gespenstisch ist.

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12.08.2022: Vulcano/Äolische Inseln: Nicht ganz stressfreie Unterhaltung im Ankerkino

Am späten Donnerstagnachmittag kommen wir in Porto di Ponente an, einer wunderschönen kleinen Bucht im Nordwesten der äolischen Insel Vulcano. Vor uns erhebt sich der majestätische Kegel der den Norden der Insel – immerhin Namensgeberin für das platonische Konzept des Vulkans in vielen Sprachen – dominiert, während sich hinter uns Lipari, Salina, Filicudi und das winzige Alicudi je nach Entfernung in unterschiedlich klaren Konturen aufgereiht vom Horizont abheben. Die Bucht öffnet sich nach Westen und verspricht, uns einen atemberaubenden Sonnenuntergang zu liefern. Dementsprechend wenig kann es verwundern, dass es voll ist. Gute siebzig Boote schätze ich in der Bucht. Ich muss mit einem Platz am Rand Vorlieb nehmen, was mich, da die Vorhersage für die Nacht ruhig ist, trotz der relativen Nähe zu durchaus bedrohlichen Felsen nicht übermäßig stört.

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04.06.2022: Südwestküste Spaniens: Waltag

Ich bin auf dem Weg von Cádiz nach Korsika. Vor mir steht meine erste Durchfahrt der Straße von Gibraltar, und weil man als erfahrener Seemann um die Probleme weiß, die angeschwemmt werden können, wenn man neue Seegebiete ohne eingängige Vorbereitung durchfährt, bat ich in den Tagen zuvor das Internet um Rat. Selbiges erwies sich als überaus hilfsbereit und bot mir selbstlos zahlreiche, häufig konträre Forumsbeiträge von Leuten an, deren jeweilige Sachkenntnis durch ihre zumeist vertrauenerweckend protzigen seemännischen Selbstbeweihräucherungen hinreichend verifiziert schien. Ich suchte nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner und kam zu dem Schluss, dass es wohl das Beste sei, kurz vor Hochwasser Tarifa zu passieren und mich anschließend nördlich des Verkehrstrennungssystems dicht an die europäische Küste zu halten, wobei allerdings auch vielstimmig behauptet wurde, bei der Einfahrt ins Mittelmeer könne man so viel nicht falsch machen, weil man in jedem Fall auf die Unterstützung einer mitlaufenden Strömung bauen dürfe, die eben lediglich je nach Tide stärker oder schwächer ausfalle.

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06.05.2022: Horta/Azoren: Sehnsucht nach dem schönsten Tag

Der schönste Tag im Leben eines Bootsbesitzers, so heißt es recht zynisch, sei der Tag, an dem er sein Boot verkauft. Zweieinhalb Monate nach dem Kauf während meiner ersten großen Ozeanüberquerung mit dem Schwimmdings frage ich mich gelegentlich, ob ich diesen Tag nicht heimlich bereits herbeisehne, denn die Seepassage offenbart, was der Gutachter übersehen hat.

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05.02.2022: Le Marin, Martinique: Der zweitglücklichste Tag

Man sagt, als Bootsbesitzer sei man nur zweimal glücklich: an dem Tag, an dem man das Boot kauft, und an dem, an dem man es wieder verkauft. Ein guter Test, ob man das Zeug zum Eigner hat, soll sein, so etwa 5.000 Euro in Bar abzuheben, dann zum Strand zu gehen und die Scheine leicht zerknüllt einen nach dem anderen ins Meer zu schmeißen. Bereitet einem diese Übung Freude, so die Theorie, sei man zum Bootsbesitzertum geeignet. Missfällt einem aber der eine oder andere Aspekt des Unterfangens, solle man von einem Bootskauf eher Abstand nehmen. Ich unterzog mich diesem Test nicht, und so bin ich seit vorvorgestern stolzer Bootsbesitzer.

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