Roald Amundsen
Der Rumpf der Roald Amundsen gehörte zu DDR-Zeiten einem Fisch-Logger im Staatsdienst, war also stets für die hohe See ausgelegt. Nach der Wiedervereinigung wurde ihm von ein paar Tradi-Enthusiasten eine Brigg-Betakelung aufs Deck gesetzt, also zwei Masten und Rahbesegelung auf beiden deren. Seitdem treibt die Roald auf den sieben Meeren ihr Wesen. Sie ist 50 Meter lang und wird von 18 Segeln angetrieben.
Das Schiff hat nicht unbedingt einen übermäßig festen Törnplan, Sommer in der Ostsee und Winter in den Kanaren oder der Karibik halt. Umgekehrt wär ja auch unklug. Ich glaube, da wird jedes Jahr neu gewürfelt, zudem ändern sich die Vereinsstrukturen und Leute mit Meinung sicherlich auch ständig ein wenig, so dass es wahrscheinlich nur das Schicksal höchstselbst gewesen sein kann, das das Schiff im Sommer 2010 in die Großen Seen der USA beorderte, wo es mir über den Weg segelte.
Auch wenn die Rumpfform fürs Segeln alles andere als ideal ist, wird die Roald auf ewig einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen. Sie war mein erstes Schiff – das kann ihr keiner nehmen. Ich war seit diesen lebensverändernden zwei Wochen im Jahr 2010 nicht mehr an Bord, habe aber ihr riesiges Holzdeck nie vergessen. Es hat schon seinen Grund, dass ich weiter oben sagte, sie treibe ihr Wesen, denn ein Unwesen möchte ich ihr nicht andichten. Ich hoffe sehr, eines Tages wieder ein paar Meilen auf ihr zurückzulegen.