Der schönste Tag im Leben eines Bootsbesitzers, so heißt es recht zynisch, sei der Tag, an dem er sein Boot verkauft. Zweieinhalb Monate nach dem Kauf während meiner ersten großen Ozeanüberquerung mit dem Schwimmdings frage ich mich gelegentlich, ob ich diesen Tag nicht heimlich bereits herbeisehne, denn die Seepassage offenbart, was der Gutachter übersehen hat.
Nach knapp zwanzig Tagen auf See sind wir gestern in Horta auf der Insel Faial angekommen. Wir, das sind Paul, Doran, Jason und ich. Leider war die Überfahrt kein reines Vergnügen. An sechzehn Tagen hatten wir den Wind auf der Nase. Bei einem Tag völliger Windstille bleiben somit nur drei Tage für Rückenwind, den wir aber ebenfalls nicht wirklich genießen konnten, weil er uns von einem enormen Tiefdruckgebiet geliefert wurde, das uns Windgeschwindigkeiten bis vierzig Knoten und fünf Meter hohe Wellen bescherte. Zudem wurde es von Tag zu Tag kühler, was irgendwie ebenfalls andersrum mehr fetzt.
Trotzdem waren die ersten drei Tage, obwohl es noch warm war, die unschönsten. Wir fuhren gegen gute 20 Knoten wahren Winds an, und weil wir das mit im Schnitt knapp sieben Knoten taten, lag der scheinbare Wind zumeist um die 25 Knoten. Dazu kam eine Dünung von zweieinhalb Metern, die etwas versetzt von der Windrichtung direkt von vorne kam und für eine recht ruppige Fahrt sorgte. Wenn man gegen die Wellen anfährt, schlagen diese zumeist über Deck und leider recht häufig auch ins Cockpit, so dass man dort auch nicht trocken sitzen und lesen kann. Zum Glück aber offenbarte das Schwimmdings in dieser Zeit ein tolles Stück Sonderausstattung, das der Verkäufer aus unerfindlichen Gründen in keiner Form beworben hatte und das auch dem Gutachter gänzlich entgangen war: Bei jeder Welle drangen durch die Seitenfenster und die Durchführungen für die Relingsstützen großzügige Mengen Seewasser ins Bootsinnere, wo sie unter anderem die Verkabelung durch eifriges Benetzen vor Überhitzung schützten und sich ansonsten gerecht auf Bootspapiere und Logbuch, fachgerecht gelagerte Kleidung und getrocknete Lebensmittel wie Mehl und Reis verteilten. Geschätzte 50 Liter Wasser pumpten wir während dieser Zeit pro Tag aus dem Rumpf.
Trotz aller Vorzüge spiele ich allerdings mit dem Gedanken, diesen Teil der Sonderausstattung während der nächsten Werftzeit zu entfernen und das Deck abzudichten. So schön ein nasses Boot auch ist, frage ich mich gelegentlich, ob ein zumindest von innen trockenes nicht vielleicht sogar noch einen Hauch besser wär.
Gegen Ende wurden die Nachtwachen richtig kalt. Fünfzehn Grad Lufttemperatur klingen nicht allzu kühl, doch wenn Wind und Mangel an Bewegungsmöglichkeiten hinzukommen, freut man sich doch auf den Sonnenaufgang. Immerhin fingen wir vier Mahi-Mahis von achtbarer, wenn auch nicht kolossaler Größe, die ein wenig Abwechslung auf den Menüplan brachten.
Insgesamt waren wir aber schon recht glücklich, als wir gestern dann endlich in Horta anlegten. Das Einklarieren war, wie in Europa üblich, recht reibungslos und die Marina ist günstig, so dass wir uns sehr schnell dem Konsum feierlicher Getränke widmen konnten, was man in Horta als Segler standesgemäß im Peter Café Sport tut, das schon zu Walfangzeiten die durstigen Kehlen von Seeleuten befriedigte.
An den ersten Tagen auf See war es noch warm, aber das änderte sich schnell.
Der erste Mahi-Mahi war der kleinste, aber von den anderen habe ich keine Fotos. Waren aber alle ziemlich ähnlich.
Workout auf See. Der neue Heckaufbau eignet sich gut für Klimmzüge. Ich halte mich bei sowas raus.
Auf See wird auf dem Schwimmdings kein Alkohol getrunken. Umso zielstrebiger steuern wir nach 20 Tagen das Café Peter Sport an.
Fest vertäut in Horta nach 20 rauen Tagen.
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